Autismusspezifische
Therapie
Was sind Autismus-Spektrum-
Störungen (ASS)?
Eine Autismus-Spektrum-Störung ist eine lebenslange tiefgreifende Entwicklungsstörung, die sich in unterschiedlicher Ausprägung in den Bereichen der Interaktion, der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, der sozialen Anpassungsfähigkeit sowie besonderer Verhaltensweisen auswirkt.
Daher gilt:
„Kennst du eine Person mit Autismus, kennst du genau eine Person mit Autismus – und nicht alle.“
Auch wenn autismusspezifische Gemeinsamkeiten Betroffener beispielsweise durch Diagnosekriterien vorgegeben sind, so begegnen wir Autismus-TherapeutInnen der Praxis Apfelbaum jedem Individuum, aus einer inneren Überzeugung heraus, mit einer positiven Einstellung in Bezug auf Vielfalt. Daher wenden wir uns auch jeder Person aus dem Autismus-Spektrum mit feinfühligem Beziehungsfokus sowie individuell angepassten und teilhabeorientierten Förderzielen zu.
Dabei versuchen wir stets in beziehungsorientierter Weise, "die Person dort abzuholen, wo sie steht". Konkret bedeutet dies, dass wir, aber auch Bezugspersonen (in Anleitung) lernen, in die Welt des Gegenüber einzutauchen, um sich als Interaktionspartner, aber auch die Interaktion an sich, interessant zu machen. Wenn erst gemeinsame und wechselseitige Kommunikationswege angebahnt oder etabliert wurden, können weitere Schritte der Entwicklung deutlich schneller gegangen werden.
Autismusspezifische
Fähigkeiten
„Es scheint, als wäre für gewisse wissenschaftliche oder künstlerische Höchstleistung ein Schuss Autismus geradezu notwendig.“
(Hans Asperger)
Das Zitat von einem der prägendsten Forscher zum Thema Autismus weist eine positiv-wertschätzende Annahme autistischer Personen auf, die sich sehr gut mit der Sichtweise der Praxis Apfelbaum auf die Mitmenschen vereinbaren lässt.
Personen mit sensiblen Sinnen und einer speziellen Wahrnehmung suchen ihren Platz in der Welt. Sie erleben Kommunikation und zwischenmenschliche Kontakte oft als befremdlich, angstmachend und verwirrend. Für uns sind sie facettenreich, rätselhaft, liebenswürdig und eigenwillig. Ihre speziellen Interessen und Fähigkeiten ermöglichen ihren Weg zu außergewöhnlichen Leistungen, z.B. in Form von:
- Logisch-analytischen Fähigkeiten
- Akribischem und außergewöhnlichem Engagement (insbesondere bei persönlichen Interessensgebieten)
- Erkennen von Details und Ungereimtheiten
- Klarheit in der Ausdrucksweise
- Ehrlichkeit und Direktheit
- Besonderer Sachlichkeit und argumentativer Nachvollziehbarkeit
Diese und weitere persönliche Ressourcen gilt es bestmöglich in dialogischer Zusammenarbeit nutzbar zu machen, um Teilhabebenachteiligungen entgegenzuwirken.
Autismus-Therapie
in der Praxis Apfelbaum
Qualifikation von MitarbeiterInnen
Jede TherapeutIn der Praxis Apfelbaum ist von Gesetzes wegen dazu befähigt, eine qualitativ hochwertige sowie professionelle Autismus-Therapie, wie sie u.a. auf dieser Homepage beschrieben wird, durchzuführen.
Auch wenn der Begriff „Autismus-TherapeutIn“ keine geschützte Berufsgruppe bezeichnet oder standardisierte Ausbildungsinhalte abbildet, so ist es der Praxis Apfelbaum dennoch ein besonderes Anliegen, dass die Autismus-Therapie hohen Qualitätsansprüchen standhält. Daher sind Evaluation, Feedbackmanagement, kollegiale Fallberatung, Videoanalysen und ständige Fortbildung fester Bestandteil der Arbeit einer jeden MitarbeiterIn.
Methoden
Unser Methodenangebot ist stets als flexibel zu betrachten, da jede autismusspezifische Therapie der Praxis Apfelbaum individualisiert an die persönlichen Ressourcen und Bedarfe der KlientIn angepasst wird. In einer Kombination aus beziehungs- und verhaltensorientierten Ansätzen werden u.a. folgende theoretischen Inhalte und Methoden jeder Autismus-TherapeutIn der Praxis Apfelbaum als mögliche Therapiebausteine vermittelt:
- Autismusforschung und mögliche Ursachen (z.B. Genetik, zentrale Kohärenz, Spiegelneuronen, Exekutivfunktionen)
- Diagnostik und Kernsymptome (inklusive Möglichkeiten des Umgangs damit)
- KIM-Autismus (professionelle Schulbegleitung autistischer Kinder durch ausgebildete Fachkräfte)
- Verhaltensorientierte Ansätze in Kombination mit Beziehungsarbeit und positiver Verstärkung nach IntraActPlus
- TEACCH-Ansatz („Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder“, engl. „Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children“)
- PECS („Bilderaustausch-Kommunikationssystem“, engl. „Picture Exchange Communication System“)
- Sozialgeschichten (engl. „Social Stories" in Anlehnung an Carol Gray)
- Theory-of-Mind-Training (schrittweises Erlernen von Perspektivwechseln)
- Einzel- und Gruppentherapie (Soziales Kompetenztraining)
- maßgeschneidert nach dem eigens konzipiertem Konzept der Sozialen Gruppenarbeit
- und nach anerkannten in sich geschlossenen Förderprogrammen wie z.B.:
- „Gruppenangebot zur Förderung sozialer Kompetenzen bei Menschen mit Autismus“ (SOKO),
- „Zürcher Kompetenztraining für Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen“ (KOMPASS),
- „Asperger - was bedeutet das für mich?“
- Wahrnehmungsförderung und Sensorische Integrationsförderung (SI)
- Videografie und Rollenspiele
- Autismusspezifische Aufklärungsarbeit inklusive des Abbaus von Barrieren und Teilhabebenachteiligungen im Bezugsumfeld
- Unterstützte Kommunikation (UK)
- Beratung von Bezugspersonen zu autismusspezifischen Besonderheiten und Verhaltensweisen
Verfahren
Personen aus dem Autismus-Spektrum, Interessierte und Angehörige können sich jederzeit unverbindlich Informationen im Büro der Praxis Apfelbaum einholen und/oder um ein persönliches Erstgespräch mit den Verantwortlichen des Autismus-Therapie-Zentrums bitten.
Der Ablauf zur Anbindung an die Praxis sieht vor, dass in einem Erstgespräch eine Anamnese sowie eine Beratung zum Leistungsspektrum der Praxis stattfinden und im nächsten Schritt gemeinsam entschieden wird, ob eine autismusspezifische Anbindung an die Praxis Apfelbaum individuell passend ist. Auch wird geklärt, ob noch weitere Schritte zur Antragstellung bei den leistungstragenden Jugend- und Sozialämtern sowie dem Landschaftsverband-Rheinland (LVR) nötig sind.
Einer Antragstellung bei der zuständigen Stelle ist eine Autismus-Diagnose (nach ICD-Code) von einem entsprechenden Sozialpädiatrischen Zentrum oder einer FachärztIn (z.B. Kinder- und JugendpsychiaterIn) beizufügen. Die zuständigen SachbearbeiterInnen der potenziellen Leistungsträger prüfen dann, ob einen Teilhabebeeinträchtigung vorliegt und erteilen in dialogischer Zusammenarbeit mit den Familien ggf. einen Bewilligungsbescheid.
- Die Diagnose sollte so früh wie möglich überprüft werden, wenn der Verdacht auf Autismus bei Bezugspersonen aufkommt und wenn der Bedarf nach professioneller Unterstützung im Rahmen einer Autismus-Therapie besteht.
- Im Erstgespräch in der Praxis Apfelbaum werden die Rahmenbedingungen und Therapiemöglichkeiten erörtert und über praxiseigene Konzepte der Autismus-Therapie sowie KIM-Autismus informiert.
- Nach Bewilligungsbescheid nimmt die zugewiesene Autismus-TherapeutIn der Praxis Apfelbaum Kontakt zu den Sorgeberechtigten oder der KlientIn selbst auf und die Therapie startet (Ziele werden definiert, priorisiert und bearbeitet).
Wir freuen uns auf Sie!
Der Fachbereich Autismus (Marcel te Nyenhuis, Nicola Keßler, Daniela Liptow)