Praxis Apfelbaum -
ein neuer Weg
von Petra Schumacher
Mein beruflicher pädagogischer Weg begann im Jahr 1973.
Dieser war für mich von Beginn an dadurch geprägt, Kinder, unter Einbeziehung ihrer individuellen Ressourcen, in ihrer Gesamtentwicklung zu unterstützen und zu fördern, um ihnen die Basis für ihre Bildungschancen zu bereiten.
In dieser vieljährigen Zeit meiner pädagogischen Laufbahn im Heim, in der Kita und der Kindertagesstätte/Hort, überwiegend in Leitungsfunktionen, nutzte ich die Gelegenheit, um mich ständig weiterzubilden und meine pädagogische Arbeit weiterzuentwickeln. Ich erlebte in dieser Zeit unterschiedliche pädagogische Strömungen und Auffassungen. Zunehmend entwickelten sich auf allen Ebenen viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die mir zeigten, dass unter Einbeziehung aller Bereiche aus Heilpädagogik, Psychologie, Verhaltensforschung, Medizin und Hirnforschung eine deutlich erfolgreichere Entwicklungsunterstützung abgeleitet werden kann.
Die Kinder mit den erschwerten Lebens-, Entwicklungs- und Bildungschancen lagen mir sehr am Herzen. Sie und ihre Familien standen und stehen auch heute noch vor besonderen Herausforderungen.
Bereichernd war für mich zu erleben, wie sich die Kinder dort gut entwickeln, wo sie sich in einer wertschätzenden Beziehung sicher, geliebt und angenommen fühlen.
Dies hat meine Motivation beflügelt, sich verstärkt für diese Kinder mit ständig erweitertem Wissen und Herzblut einzusetzen und sich für ein inklusives Miteinander zu engagieren.
1990 war es mir mit meinem damaligen Kita-Team gelungen, die Genehmigung für die erste integrative Kindertagesstätte im Kreis Kleve in Kerken-Stenden zu erwirken. Leider war dieses Thema politisch noch nicht wirklich reif genug und die erst-gewagten Schritte in Richtung Integration (Inklusion war noch kein Thema) wurden leider zurückgewiesen. Danach fasste ich den Entschluss, mich selbstständig auf einen neuen Weg zu machen und entschied mich, eine heilpädagogische Praxis, die Praxis Apfelbaum zu gründen.
Die Geschichte vom Apfelbaum beginnt in Kerken-Aldekerk, wo geeignete Räumlichkeiten gefunden wurden. Am 01.11.1995 war es dann so weit, die heilpädagogische Praxis Apfelbaum wurde feierlich eröffnet. Ein Tag auf den ich voller Spannung und Vorfreude hingearbeitet hatte. Meine Vision von einer eigenen heilpädagogischen Praxis für die besonderen Kinder ging in Erfüllung.
Die vertraglichen Grundlagen zur Leistungserbringung und Anerkennung sind seit der Praxisgründung mit dem Kreis Kleve in den Zuständigkeiten für das Sozial- und Jugendamt vereinbart. Diese Leistungen werden auch seit vielen Jahren von weiteren Jugendämtern und Sozialämtern, auch über den Kreis hinaus, in Anspruch genommen.
Bereits im ersten Jahr wurden weitere Mitarbeiterinnen eingestellt und gemeinsam mit meinem wachsenden Team begleite und fördere ich seitdem die Frühförderkinder, Kinder im Schulalter, Jugendliche und deren Familien mit spezifischen Besonderheiten und Behinderungen, unterschiedlichen Dispositionen sowie Lebens- und Lernerschwernissen auf ihrem besonderen Lebensweg.
Aus dem „One-Woman-Start-Up“ ist ein mittelständisches Sozialunternehmen mit einem umfangreichen, multiprofessionellen Team aus engagierten, neugierigen und an der Weiterbildung interessierten, einsatzstarken, besonderen Persönlichkeiten geworden. Wir sind zu einem großartigen Team zusammengewachsen, das sich für die gemeinsamen Leitlinien, Ziele und Werte von Achtsamkeit, Wertschätzung und Respekt im Umgang mit Allen in der Praxis Apfelbaum einsetzt.
Unser Denken und Handeln haben im Sinne der besonderen Kinder eine gelebte erfolgreiche Inklusion zum Ziel. Gemeinsam mit den Kindern erleben wir wunderbare begegnungs- und erlebnisintensive Zeiten mit faszinierenden Erfolgen. In den vielen Jahren konnten wir viel von den Kindern lernen, sie haben uns bereichert und uns immer wieder gezeigt, was alles möglich ist, wenn man an sie glaubt und welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Wir haben inzwischen viele Familien begleiten dürfen, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben und die gemeinsam mit uns „Berge versetzt“ haben, um alles Mögliche für ihre Kinder zu tun.
Viele Jahre sind vergangen, in denen „der Apfelbaum weiter gewachsen“ ist und mehrere Standorte im Südkreis durchlebt hat. Im Oktober 2012 wurde ein weiterer Schwerpunktstandort in Kleve eröffnet.
Bedingt durch unseren systemischen Ansatz erlebten wir unsere betroffenen Kinder auch immer in der Schulsituation. Probleme, die in der Schule auftraten, belasteten signifikant sowohl die Kinder als auch die gesamte Familiensituation. Manche unserer Kinder waren und sind so besonders, dass sie eine Individuelle Hilfe und Unterstützung als Wegbegleitung in der Schule brauchen, um ihren Schulalltag zu meistern.
Vor diesem Hintergrund haben wir unter Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse, erfahrener Behandlungsformen und langjähriger Erfahrung ein eigenes Therapiekonzept, das Kinder-Interaktions-Modell entwickelt. Im Januar 2014 konnten wir mit dem Kreis Kleve KIM als Projekt starten. Inzwischen ist es nach erfolgreicher Umsetzung in den Regelbereich des Kreises Kleve übernommen worden. Des Weiteren entwickelten wir auch für unseren autistischen Kinder, in KIM-Autismus, ein spezielles inklusionstherapeutisches Konzept.
Immer wieder standen wir vor der Situation, dass die Räumlichkeiten zu klein wurden und wir nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten mussten. Als wir die Chance erhielten, ein eigenes Praxisgebäude zu errichten, entschieden wir uns für einen Neubau. Der Bau des eigenen Praxisgebäudes 2019 in Geldern-Walbeck war dann ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Apfelbaums.
Auf Grund der gesetzlichen Neuregelungen zum Teilhabegesetz des SGB IX wurde 2020 die Frühförderung dem LVR in der Zuständigkeit zugeteilt. Seitdem ist die solitäre heilpädagogische Frühförderung in der Praxis Apfelbaum mit dem LVR vertraglich geregelt.
Im Jahr 2020 feierte die Praxis Apfelbaum ihr 25-jähriges Jubiläum. Wir hatten viele Ideen wie wir dieses Fest gestalten wollten. Durch die Pandemiezeit bedingt konnten wir diese leider nicht umsetzen. Das Team ließ es sich nicht nehmen, im Außengelände einen tollen Überraschungsempfang zu organisieren. Unsere Ideen ruhen derzeit noch und wir hoffen, dass es bald wieder möglich ist, Einiges davon nachträglich umzusetzen.
Inzwischen hat sich auch der Standort Kleve so weiterentwickelt, dass hier in Kürze auch noch mal eine neue Praxis in Kleve entsteht. Wir sind sehr glücklich über die neuen räumlichen Möglichkeiten und freuen uns auf den voraussichtlichen Einzug im Oktober 2022.
Wir sind gespannt, wie sich der Weg der Praxis Apfelbaum weiterentwickelt und freuen uns mit den Kindern und den Familien auf weitere beziehungsreiche Begegnungen im Apfelbaum.